Micro Four Thirds

Als Nutzer einer MFT-Kamera von Panasonic fotografiere ich mit einem sogenannten Crop-Sensor. Klingt irgendwie minderwertig, oder? So nach stark beschnitten. Kann ich überhaupt ernsthaft fotografieren, wenn ich keine Vollformat-Kamera habe? Manche werden das vielleicht bezweifeln, aber ich halte das für Unsinn.

Ich bin Pragmatiker und Informatiker. Naturwissenschaftlich geprägt begreife ich die Grundlagen der Optik und Elektronik ganz gut. Und ich kenne die Historie. Daher gehe ich gedanklich etwas anders an die Sache heran.

Mein MFT-Sensor hat nur die halbe Diagonale eines Vollformat-Sensors. Daher müssen MFT-Objektive genau die halbe Brennweite haben, um denselben Bildausschnitt aufzunehmen. Also z. B. 25 mm Brennweite entsprechen 50 mm bei Vollformat. Man spricht hier vom Crop-Faktor 2. Das hat Vorteile im Telebereich, Nachteile im Weitwinkelbereich. Vor allem kann man damit aber deutlich kompaktere und leichtere Objektive konstruieren. Mein 12-60 Standard-Kit wiegt 210 g, mein 45-150 Tele 200 g und meine 25 mm Festbrennweite 125 g. Rechnet man jetzt noch meine Kamera mit 410 g dazu, so bringt meine komplette Ausrüstung mit Tasche gerade einmal 1 kg auf die Waage – noch Fragen?

Natürlich hat ein größerer Sensor Vorteile, wenn es um den Platz pro Pixel und die zur Verfügung stehende Lichtmenge geht. Aber er hat auch Nachteile – ein hoher Preis, die schnelle Überhitzung und die notwendigen Linsen- und Objektivgrößen zum Beispiel.

Bei solchen Diskussionen bemühe ich gerne ein Gedankenspiel. Stellen wir uns vor, es hätte in der Vergangenheit keine analoge Fotografie gegeben. Es würde demzufolge auch das Kleinbildformat gar nicht geben. Stellen wir uns vor, die Fotografie wäre gleich digital gestartet. Vermutlich wäre der Klappspiegel gar nicht erst erfunden worden, sondern man hätte grundsätzlich auf Displays und elektronische Sucher gesetzt. Die kleinen Kompaktkameras mit den kleinen Sensoren. Die Smartphones mit den noch winzigeren Sensoren. Und dann wären natürlich auch die Kameras mit größeren Sensoren und Wechselobjektiven entstanden. Und nun die Frage, bei welchen Sensorgrößen man sich wohl eingependelt hätte? Vermutlich hätte man versucht, das gesamte System nicht unnötig groß zu machen. Es hätte ja kein „Altglas“ gegeben, und man wäre die großen Kamerabodies auch nicht gewohnt gewesen. Vielleicht wäre man zu dem Schluss gekommen, dass ein Sensor im Größenbereich von MFT oder APS-C vollkommen ausreichend ist. Und letztlich würde es dann die ewige Umrechnung mit dem Crop-Faktor nicht geben, weil die Bezugsgröße Kleinbild fehlen würde.

Natürlich will ich keinem Profi seine Vollformat-Kamera madig machen. Ich behaupte nur, dass man mit MFT (und ähnlich auch APS-C) verdammt gute Fotos machen kann und die Grenzbereiche sich bei fortschreitender Technik immer weiter verschieben. Für mich und die meisten anderen Menschen, die Fotos machen, ist Auflösung, Rauschverhalten und Bokeh vollkommen ausreichend. Die Profis, die in Extrembereiche vorstoßen, mögen mehr brauchen. Aber auch von denen haben viele eine kompaktere Zweitkamera zum immer dabei haben. Und so schließe ich mit zwei unvermeidlichen Zitaten:

Es gibt heutzutage keine schlechten Kameras mehr, nur schlechte Fotografen.

Die beste Kamera ist die, die man dabei und griffbereit hat.